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How-To & Praxis·01.12.2025·7 Min Lesezeit

Elektroplanung im Einfamilienhaus

Elektroplanung im Einfamilienhaus: Grundlagen, Sicherheitszonen, Anschlusshöhen, LAN/PoE & Vorteile von KNX

Eine durchdachte Elektroplanung gehört zu den wichtigsten Bausteinen beim Neubau oder der Kernsanierung eines Hauses. Sie beeinflusst Komfort, Energieeffizienz, Digitalisierung, Sicherheit und spätere Flexibilität. Dieser Leitfaden hilft dir, schon früh die richtigen Entscheidungen zu treffen – damit dein Haus technisch auf Jahrzehnte vorbereitet ist.


1. Die wichtigsten Fragen vor der Elektroplanung

Bevor Schalter, Steckdosen oder Leuchten geplant werden, sollte geklärt werden:

  • Wie wohnst du heute – und wie willst du in 10 Jahren wohnen?
    (Homeoffice, E-Mobilität, Server, PV, Batteriespeicher, Smart Home)

  • Wie viele Geräte stehen wo?
    Werkzeug, Haushaltsgeräte, Internetgeräte, Lampen, Fernseher, Office-Hardware etc.

  • Welche Räume sollen smart steuerbar sein?
    Beschattung, Temperatur, Licht, Anwesenheit, Lüftung, Sicherheit

  • Welche Netzwerk-Infrastruktur wird gebraucht?
    LAN, PoE-Geräte, Access Points, Kameras, Smart Home

  • Wie energieeffizient soll das Haus sein?
    → KNX, Präsenzmelder, automatische Beschattung, PV-Überschussmanagement

  • Gibt es spezielle Anforderungen?
    Heimkino, Werkstatt, Musikanlage, saubere Leitungsführung im Technikraum

Diese Fragen bestimmen früh, wie viele Stromkreise, Netzwerkdosen, Leitungen und Sicherungen benötigt werden.


2. Normhöhen und Abstände: Was gilt bei der Elektroinstallation?

Die Elektroinstallation im Wohnbau folgt üblichen Standardhöhen (Anhaltswerte, die in der Praxis eingehalten werden):

Steckdosen

  • 30 cm über Oberkante Fertigfußboden (OKFF) – Standardsteckdose
  • 100–110 cm OKFF – Arbeitssteckdosen (Küche, Waschtisch)

Lichtschalter

  • 105–110 cm OKFF – optimal erreichbar für Kinder & Erwachsene
  • Einheitlich in allen Räumen für harmonisches Bild

Netzwerkdosen

  • 30 cm (Standard)
  • 100–115 cm für Arbeitsplätze
  • Überhalb des Fernsehers für Medientechnik
  • Unterhalb der Decke für Access Points, PoE-Kameras

Abstand neben Türen

  • 10–15 cm vom Türrahmen
  • Schalter immer auf der Bandseite, außer Grundriss verlangt anderes

Arbeitsflächen Küche

  • Steckdosen: 110–120 cm OKFF
  • Schalter oft nicht nötig → Geräte über Geräteelektronik

3. Sicherheitszonen im Bad (nach DIN VDE 0100-701)

In Feuchträumen gelten klare Schutzbereiche:

Zone 0 (Innenraum Dusche/Wanne)

  • Nur IPX7-Geräte
  • 12 V SELV (z. B. LED)
  • Keine Steckdosen

Zone 1 (Um Dusche/Wanne bis 2,25 m Höhe)

  • Mindestens IPX4
  • Keine Steckdosen
  • Keine Schalter
  • Elektrische Geräte nur mit Sicherheitskleinspannung

Zone 2 (60 cm um Zone 1)

  • IPX4
  • Steckdosen nur mit FI-Schutz (30 mA)

Praktisch:
Spiegelschrank ja, Steckdose daneben nein – sie muss außerhalb Zone 2 liegen.


4. Sicherheitszonen im Außenbereich (VDE 0100-737 / 702)

Draußen gelten strengere Anforderungen:

  • IP44 Mindestschutz für Leuchten und Steckdosen
  • IP65 im Bodenbereich / Spritzwasserzone
  • Erdungspflicht für metallische Konstruktionen (Carport, Geländer)
  • Leitungen nur mit NYY-J oder Erdkabel
  • Außensteckdosen mit eigener FI/LS Sicherung

Empfehlung:

  • Schlafräume nicht mit Außensteckdosen koppeln
  • Bewegungsmelder auf 2,2–2,5 m Höhe

5. Netzwerkplanung: LAN, PoE & Access Points

Ein modernes Haus braucht zwingend LAN. WLAN allein reicht nicht mehr.

Was gehört in jedes EFH?

  • CAT 6A oder besser auf Sternverkabelung
  • Mindestens 2 LAN-Dosen pro Wohnraum
  • 4–6 LAN-Dosen im Wohnzimmer (TV, Konsole, Receiver, Apple TV, Soundbar)
  • Ethernet-Dosen für Homeofficeplätze
  • Access Points per PoE an der Decke (optimal je Etage)
  • PoE-Kameras für Außenüberwachung
  • Patchpanel + Switch (PoE-fähig) im Technikraum

Vorteile von PoE:

  • Nur ein Kabel für Strom + Netzwerk
  • Ideal für APs, Kameras, Türsprechanlagen, Smart Home Gateways
  • Sehr ausfallsicher und wartungsarm

6. KNX-Verkabelung: Warum sie heute so wertvoll ist

KNX ist ein offener Smart-Home-Standard (weltweit verbreitet, zukunftssicher).
Wichtig: KNX ≠ Funk – es ist verkabelt, extrem stabil und energiesparend.

Vorteile von KNX für Energieeffizienz

1. Automatische Beschattung

  • Sonnensensoren + Präsenzmelder →
    Rollläden fahren je nach Sonnenstand →
    kühlt im Sommer, spart Kühlenergie,
    optimiert im Winter die solaren Gewinne

2. Intelligente Heizungssteuerung

  • Raumweise Temperaturprofile
  • Automatische Absenkung bei Abwesenheit
  • Heizkreise nur aktiv, wenn nötig
    5–15 % Heizkosten-Einsparung möglich

3. Präsenzmelder statt Lichtschalter

  • Licht nur an, wenn jemand im Raum ist
  • Automatische Helligkeitsregelung
    bis 80 % weniger Strom für Beleuchtung

4. Feuchtigkeitsmesser & Lüftung

  • KWL-Optimierung nach Raumfeuchte
  • Badlüfter nur wenn nötig
    → Schimmelreduktion + Energieeinsparung

5. PV-Überschuss-Logik

  • Geräte starten automatisch bei PV-Überschuss
  • Wärmepumpe ansteuern (Smart Grid Ready)
  • Warmwasser dynamisch laden
    → Höherer Eigenverbrauch, weniger Netzkosten

Warum KNX besser ist als reine Funklösungen

  • Kabel → Ausfallsicherheit
  • Keine Batterien
  • Keine Funkprobleme
  • Herstellerübergreifend kompatibel
  • Jahrzehntlang wartbar
  • Perfekt kombinierbar mit Home Assistant oder Gira HomeServer / LogicMachine

7. Praxis-Tipps für die ideale Elektroplanung

Steckdosen – lieber zu viele als zu wenige

  • Mindestens 40–60 Steckdosen im EFH
  • Küche allein: 12–20
  • Technikraum großzügig planen
  • Außensteckdosen mitdenken (Weihnachtsbeleuchtung!)

Beleuchtung

  • Pro Raum 2–3 Lichtkreise
  • Indirektes Licht einplanen
  • KNX-DALI für optimale Lichtqualität

Router, Switch, Server

  • Technikraum mit:
    • 19-Zoll-Rack
    • USV
    • sauberer Kabelführung
    • klimatisierbarer Position

Außenhaut

  • Leerrohre zu Kameras, Gartengeräten, Garage
  • Vorbereitung für Wallbox (bis 22 kW, eigener Stromkreis)

Fazit

Eine gute Elektroplanung spart Geld, erhöht Komfort und macht dein Haus fit für die Zukunft.
Die wichtigsten Hebel:

  • Mehr LAN als du heute brauchst
  • PoE konsequent einplanen
  • KNX für Effizienz, Komfort & Steuerbarkeit
  • Normhöhen und Sicherheitszonen beachten
  • Technikraum professionell planen

Je früher du diese Themen durchdenkst, desto weniger Überraschungen hast du später – und desto energieeffizienter, smarter und wohnlicher wird dein neues Haus.