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How-To & Praxis·02.12.2025·8 Min Lesezeit

Entwässerungsplanung beim Einfamilienhaus

Was gehört alles zur Entwässerungsplanung? Lohnt sich eine Zisterne? Wie berechnet man den Niederschlag?

Entwässerungsplanung beim Einfamilienhaus: Versiegelte Flächen, Zisterne, zweiter Wasserzähler & Wirtschaftlichkeit

Eine durchdachte Entwässerungsplanung ist nicht nur Pflicht nach Landesbauordnung – sie spart langfristig Geld und schützt Grundstück & Gebäude vor Schäden durch Starkregen. Dieser Leitfaden erklärt, wie du deine zu versiegelnden Flächen planst, ob sich eine Zisterne lohnt, wie du Regenwasser nutzen kannst und wie du Niederschläge korrekt berechnest. Zusätzlich gibt es eine Beispielkalkulation zur Zisternengröße sowie eine Wirtschaftlichkeitsrechnung mit realistischen Szenarien.


1. Was gehört zur Entwässerungsplanung?

Bei einem Neubau oder einer größeren Sanierung musst du klären:

  • Welche Flächen werden versiegelt? (Dach, Terrasse, Hof, Garage)
  • Wohin fließt Regenwasser? (Zisterne, Versickerung, Kanal)
  • Welche technischen Anforderungen gelten? (Rückhaltung, Drosselung)
  • Wie hoch ist der örtliche Niederschlag?
  • Welche Gebühren fallen an? (Niederschlagswasser, Abwasser)

Viele Kommunen fördern oder verlangen sogar Regenwasserrückhaltung oder Teilversickerung, um das Kanalsystem zu entlasten.


2. Versiegelte Flächen richtig ermitteln

Zu den versiegelten Flächen zählen:

  • Hausdachfläche
  • Garagen- oder Carportdächer
  • Terrassen mit Pflaster oder WPC
  • Auffahrten & Stellplätze
  • Gehwege, Betonflächen

Halbversiegelte Flächen (z. B. Rasengittersteine) werden häufig mit 40–60 % Anrechenbarkeit bewertet.
Komplett unversiegelt (Garten) wird meist nicht berechnet.

Beispiel EFH:

FlächeGrößeAnrechnung
Dach120 m²100 %
Garage40 m²100 %
Terrasse30 m²100 %
Einfahrt50 m² Pflaster100 %
Garten200 m²0 %

240 m² wirksame versiegelte Fläche


3. Lohnt sich eine Zisterne?

Eine Regenwasserzisterne bringt vier Vorteile:

  1. Kostenersparnis bei Trink- & Abwasser
  2. Entlastung des Kanals → manchmal Pflicht
  3. Kostenlose Gartenbewässerung
  4. Reduzierte Niederschlagswassergebühren (je nach Kommune)

Geeignet für:

  • Gartenbewässerung
  • WC-Spülung
  • Waschmaschine
  • Außenwasserhähne

Für Küchen, Duschen und Trinkwasser ist Regenwasser nicht zugelassen.


4. Zweite Wasseruhr: Abwasser sparen

Viele Kommunen erlauben einen Gartenwasserzähler:

  • Wird nur für Außenwasser genutzt
  • Wird nicht in die Abwassergebühr einbezogen
  • Spart bis zu 3,50 €/m³ Abwasser

Typische Kosten:

  • Einbau: ca. 150–300 €
  • Eichung/Zertifizierung: alle 6 Jahre

Je höher dein Gartenwasserverbrauch, desto schneller amortisiert sich der Zähler.


5. Regenwasser für Toiletten & Waschmaschine

Regenwassernutzung im Haushalt ermöglicht Einsparungen von 25–40 % des Trinkwasserverbrauchs:

  • Toilette: ca. 30–40 m³/Jahr (4-Personen-EFH)
  • Waschmaschine: ca. 10–15 m³/Jahr

Vorteile:

  • Geringere Frischwasserkosten
  • Keine Abwassergebühren für dieses Wasser
  • Weiches Wasser → weniger Waschmittel nötig

Voraussetzung:

  • Getrennte Leitungen
  • Keine Verbindung zu Trinkwasserleitungen
  • Wartbarer Übergabepunkt

6. Niederschlag am eigenen Standort berechnen

Der jährliche Niederschlag variiert stark:

  • Südwestdeutschland: 700–1100 mm/a
  • Norddeutschland: 600–800 mm/a
  • Alpenvorland: 1000–1500 mm/a

Berechnung:

Regenmenge (m³/Jahr) = Niederschlag (mm) × Fläche (m²) × Abflussbeiwert

Beispiel:

  • Dachfläche 120 m²
  • Niederschlag 800 mm
  • Abflussbeiwert Dach = 0,9

→ 0,8 × 120 × 0,9 = 86,4 m³ Regenwasser pro Jahr

Für Pflaster beträgt der Abflussbeiwert typischerweise 0,7–0,9.


7. Wie groß sollte eine Zisterne sein?

Empfehlung für EFH-Zisternen:

  • 4.000–7.000 Liter für Garten & WC
  • 6.000–10.000 Liter für Garten + WC + Waschmaschine

Beispielkalkulation (EFH)

Grundlage:

  • 240 m² versiegelte Fläche
  • 800 mm/Jahr Niederschlag
  • Abflusskoeffizient 0,9
  • Regenmenge: 240 × 0,8 × 0,9 = 172,8 m³/Jahr

Nutzung:

  • WC + WM + Garten → typischer Verbrauch ca. 60–90 m³/Jahr

Empfehlung:
6.000–8.000 Liter Zisterne


8. Wirtschaftlichkeitsrechnung (mit 2,50 €/m³ Frischwasser + 3,50 €/m³ Abwasser)

Szenario A: Nur Gartenbewässerung (30 m³/Jahr)

  • Einsparung Frischwasser: 30 × 2,50 € = 75 €
  • Keine Abwassergebühren (Gartenwasserzähler nötig): 30 × 3,50 € = 105 €
    180 € pro Jahr Ersparnis

Zisternenkosten inkl. Einbau: ca. 3.000–4.000 €
Amortisation: 17–22 Jahre


Szenario B: Garten + WC (60 m³/Jahr)

  • Einsparung Frischwasser: 60 × 2,50 € = 150 €
  • Abwasserersparnis: 60 × 3,50 € = 210 €
    360 € pro Jahr Ersparnis

Zisternenkosten: 3.500–5.500 €
Amortisation: 10–15 Jahre


Szenario C: Garten + WC + Waschmaschine (90 m³/Jahr)

  • Einsparung Frischwasser: 90 × 2,50 € = 225 €
  • Abwasserersparnis: 90 × 3,50 € = 315 €
    540 € pro Jahr Ersparnis

Zisternenkosten: 4.500–6.000 €
Amortisation: 8–11 Jahre


9. Fazit

Eine Zisterne lohnt sich vor allem dann, wenn du Regenwasser auch im Haushalt nutzt (WC, Waschmaschine).
Alleine für den Garten ist die Amortisation deutlich langsamer.

Die größten Hebel für Spareffekt:

  • viele versiegelte Flächen → viel Regenwasser
  • hoher Wasserverbrauch (WC/WM)
  • zweiter Wasserzähler installiert
  • hohe Abwassergebühren in der Kommune
  • regelmäßige Nutzung (keine 10.000-l-Zisterne für 100-m²-EFH ohne Bewässerung)

Wer plant, sollte frühzeitig klären:

  • örtliche Niederschlagswerte
  • Taugt der Boden für Versickerung?
  • Pflicht zur Regenwasserrückhaltung?
  • Welche Zisternengröße ergibt für die Nutzung Sinn?

Mit der richtigen Planung spart ein EFH realistisch 300–500 € pro Jahr, wenn Regenwasser konsequent genutzt wird.