Entwässerungsplanung beim Einfamilienhaus: Versiegelte Flächen, Zisterne, zweiter Wasserzähler & Wirtschaftlichkeit
Eine durchdachte Entwässerungsplanung ist nicht nur Pflicht nach Landesbauordnung – sie spart langfristig Geld und schützt Grundstück & Gebäude vor Schäden durch Starkregen. Dieser Leitfaden erklärt, wie du deine zu versiegelnden Flächen planst, ob sich eine Zisterne lohnt, wie du Regenwasser nutzen kannst und wie du Niederschläge korrekt berechnest. Zusätzlich gibt es eine Beispielkalkulation zur Zisternengröße sowie eine Wirtschaftlichkeitsrechnung mit realistischen Szenarien.
1. Was gehört zur Entwässerungsplanung?
Bei einem Neubau oder einer größeren Sanierung musst du klären:
- Welche Flächen werden versiegelt? (Dach, Terrasse, Hof, Garage)
- Wohin fließt Regenwasser? (Zisterne, Versickerung, Kanal)
- Welche technischen Anforderungen gelten? (Rückhaltung, Drosselung)
- Wie hoch ist der örtliche Niederschlag?
- Welche Gebühren fallen an? (Niederschlagswasser, Abwasser)
Viele Kommunen fördern oder verlangen sogar Regenwasserrückhaltung oder Teilversickerung, um das Kanalsystem zu entlasten.
2. Versiegelte Flächen richtig ermitteln
Zu den versiegelten Flächen zählen:
- Hausdachfläche
- Garagen- oder Carportdächer
- Terrassen mit Pflaster oder WPC
- Auffahrten & Stellplätze
- Gehwege, Betonflächen
Halbversiegelte Flächen (z. B. Rasengittersteine) werden häufig mit 40–60 % Anrechenbarkeit bewertet.
Komplett unversiegelt (Garten) wird meist nicht berechnet.
Beispiel EFH:
| Fläche | Größe | Anrechnung |
|---|---|---|
| Dach | 120 m² | 100 % |
| Garage | 40 m² | 100 % |
| Terrasse | 30 m² | 100 % |
| Einfahrt | 50 m² Pflaster | 100 % |
| Garten | 200 m² | 0 % |
→ 240 m² wirksame versiegelte Fläche
3. Lohnt sich eine Zisterne?
Eine Regenwasserzisterne bringt vier Vorteile:
- Kostenersparnis bei Trink- & Abwasser
- Entlastung des Kanals → manchmal Pflicht
- Kostenlose Gartenbewässerung
- Reduzierte Niederschlagswassergebühren (je nach Kommune)
Geeignet für:
- Gartenbewässerung
- WC-Spülung
- Waschmaschine
- Außenwasserhähne
Für Küchen, Duschen und Trinkwasser ist Regenwasser nicht zugelassen.
4. Zweite Wasseruhr: Abwasser sparen
Viele Kommunen erlauben einen Gartenwasserzähler:
- Wird nur für Außenwasser genutzt
- Wird nicht in die Abwassergebühr einbezogen
- Spart bis zu 3,50 €/m³ Abwasser
Typische Kosten:
- Einbau: ca. 150–300 €
- Eichung/Zertifizierung: alle 6 Jahre
Je höher dein Gartenwasserverbrauch, desto schneller amortisiert sich der Zähler.
5. Regenwasser für Toiletten & Waschmaschine
Regenwassernutzung im Haushalt ermöglicht Einsparungen von 25–40 % des Trinkwasserverbrauchs:
- Toilette: ca. 30–40 m³/Jahr (4-Personen-EFH)
- Waschmaschine: ca. 10–15 m³/Jahr
Vorteile:
- Geringere Frischwasserkosten
- Keine Abwassergebühren für dieses Wasser
- Weiches Wasser → weniger Waschmittel nötig
Voraussetzung:
- Getrennte Leitungen
- Keine Verbindung zu Trinkwasserleitungen
- Wartbarer Übergabepunkt
6. Niederschlag am eigenen Standort berechnen
Der jährliche Niederschlag variiert stark:
- Südwestdeutschland: 700–1100 mm/a
- Norddeutschland: 600–800 mm/a
- Alpenvorland: 1000–1500 mm/a
Berechnung:
Regenmenge (m³/Jahr) = Niederschlag (mm) × Fläche (m²) × Abflussbeiwert
Beispiel:
- Dachfläche 120 m²
- Niederschlag 800 mm
- Abflussbeiwert Dach = 0,9
→ 0,8 × 120 × 0,9 = 86,4 m³ Regenwasser pro Jahr
Für Pflaster beträgt der Abflussbeiwert typischerweise 0,7–0,9.
7. Wie groß sollte eine Zisterne sein?
Empfehlung für EFH-Zisternen:
- 4.000–7.000 Liter für Garten & WC
- 6.000–10.000 Liter für Garten + WC + Waschmaschine
Beispielkalkulation (EFH)
Grundlage:
- 240 m² versiegelte Fläche
- 800 mm/Jahr Niederschlag
- Abflusskoeffizient 0,9
- Regenmenge: 240 × 0,8 × 0,9 = 172,8 m³/Jahr
Nutzung:
- WC + WM + Garten → typischer Verbrauch ca. 60–90 m³/Jahr
Empfehlung:
6.000–8.000 Liter Zisterne
8. Wirtschaftlichkeitsrechnung (mit 2,50 €/m³ Frischwasser + 3,50 €/m³ Abwasser)
Szenario A: Nur Gartenbewässerung (30 m³/Jahr)
- Einsparung Frischwasser: 30 × 2,50 € = 75 €
- Keine Abwassergebühren (Gartenwasserzähler nötig): 30 × 3,50 € = 105 €
→ 180 € pro Jahr Ersparnis
Zisternenkosten inkl. Einbau: ca. 3.000–4.000 €
→ Amortisation: 17–22 Jahre
Szenario B: Garten + WC (60 m³/Jahr)
- Einsparung Frischwasser: 60 × 2,50 € = 150 €
- Abwasserersparnis: 60 × 3,50 € = 210 €
→ 360 € pro Jahr Ersparnis
Zisternenkosten: 3.500–5.500 €
→ Amortisation: 10–15 Jahre
Szenario C: Garten + WC + Waschmaschine (90 m³/Jahr)
- Einsparung Frischwasser: 90 × 2,50 € = 225 €
- Abwasserersparnis: 90 × 3,50 € = 315 €
→ 540 € pro Jahr Ersparnis
Zisternenkosten: 4.500–6.000 €
→ Amortisation: 8–11 Jahre
9. Fazit
Eine Zisterne lohnt sich vor allem dann, wenn du Regenwasser auch im Haushalt nutzt (WC, Waschmaschine).
Alleine für den Garten ist die Amortisation deutlich langsamer.
Die größten Hebel für Spareffekt:
- viele versiegelte Flächen → viel Regenwasser
- hoher Wasserverbrauch (WC/WM)
- zweiter Wasserzähler installiert
- hohe Abwassergebühren in der Kommune
- regelmäßige Nutzung (keine 10.000-l-Zisterne für 100-m²-EFH ohne Bewässerung)
Wer plant, sollte frühzeitig klären:
- örtliche Niederschlagswerte
- Taugt der Boden für Versickerung?
- Pflicht zur Regenwasserrückhaltung?
- Welche Zisternengröße ergibt für die Nutzung Sinn?
Mit der richtigen Planung spart ein EFH realistisch 300–500 € pro Jahr, wenn Regenwasser konsequent genutzt wird.