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How-To & Praxis·27.11.2025·5 Min Lesezeit

Gipsputz oder Kalkzementputz auf Porenbeton

Gipsputz oder Kalkzementputz auf Porenbeton? Vergleich, Aufbau & Empfehlung für Einfamilienhäuser

Porenbeton (z. B. Ytong) ist ein leichter, kapillaraktiver und diffusionsoffener Wandbaustoff. Er benötigt einen Putz, der Feuchtigkeit reguliert, rissunanfällig ist und langfristig stabil bleibt. Besonders beliebt sind Gipsputz und Kalkzementputz – doch welcher eignet sich wann am besten?

Dieser Artikel vergleicht beide Systeme im Hinblick auf Material, Haftung, Rissverhalten, Oberputz-Aufbau und Diffusionsoffenheit.


1. Eigenschaften von Porenbeton: Warum der Putz so wichtig ist

Porenbeton hat folgende Besonderheiten:

  • hohe Saugfähigkeit
  • diffusionsoffen
  • kapillaraktiv – kann Feuchtigkeit puffern
  • weicher und weniger druckfest als Ziegel
  • geringe Eigenstabilität oberflächennah (Putz muss ausgleichend wirken)

Daher ist ein passender Unterputz wichtig, um Risse, Abplatzungen oder Feuchteprobleme zu vermeiden.


2. Gipsputz auf Porenbeton

Gipsputze sind sehr beliebt im Innenbereich – glatt, schnell verarbeitet und angenehm warm im Griff.

Vorteile von Gipsputz

  • sehr glatt und gut schleifbar
  • einlagiger Auftrag möglich
  • ideal für Wohnräume, Schlafzimmer, Kinderzimmer
  • wärmerer Wandkontakt (Gips fühlt sich weniger „kalt“ an)
  • sehr gut geeignet für Q2–Q4 Oberflächenqualität

Nachteile von Gipsputz

  • nicht feuchtebeständig, daher ungeeignet für Bad/Dusche
  • empfindlicher gegenüber Feuchtigkeitseintrag aus der Wand
  • geringere Druckfestigkeit
  • auf Porenbeton muss oft vorgenässt oder mit Haftgrund gearbeitet werden

Haftung Gipsputz auf Porenbeton

Porenbeton saugt stark. Ohne Vorbereitung:

  • Putz „verbrennt“
  • Haftzugfestigkeit sinkt
  • Risse möglich

Lösung: Porenbeton mit Tiefgrund oder Putzgrund vorbehandeln.

Rissverhalten

Gipsputz ist relativ rissunanfällig, kann aber bei:

  • großer Wandlänge,
  • hoher Temperaturschwankung,
  • Bewegungen im Mauerwerk

feine Haarrisse bekommen → Glasfasergewebe im Putzbett ist empfehlenswert.

Diffusionsoffenheit

Gipsputz ist diffusionsoffen, aber weniger kapillaraktiv als Kalkzement.
Feuchte wird zwar aufgenommen, aber langsamer wieder abgegeben.


3. Kalkzementputz auf Porenbeton

Kalkzementputz ist robuster, härter und feuchtebeständiger. Ideal für Räume mit hoher Belastung.

Vorteile von Kalkzementputz

  • feuchtebeständig, auch in Bad und Keller
  • sehr hohe Druckfestigkeit
  • sehr rissstabil
  • alkalisch → schimmelhemmend
  • sehr diffusionsoffen und kapillar aktiv

Nachteile von Kalkzementputz

  • rauere Oberfläche (außer fein abgerieben)
  • schwerer zu glätten → Q2/Q3 problemlos, Q4 nur mit Spachtel
  • kälter im Griff
  • Verarbeitung aufwendiger

Haftung Kalkzementputz auf Porenbeton

Auch hier gilt: Porenbeton muss grundiert werden, da der hohe Sog sonst:

  • Bindemittel entzieht
  • Haftung schwächt
  • Putz „verbrennen“ lässt

Rissverhalten

Sehr stabil, besonders bei:

  • großen Flächen
  • mineralischen Oberputzen
  • Fensternischbereich

Tipp: Armierungsgewebe im Unterputz erhöht die Sicherheit.

Diffusionsoffenheit

Kalkzement ist sehr diffusionsoffen und eignet sich besonders für:

  • Feuchteregulierung
  • Schimmelvorbeugung
  • Wände, die „atmen“ können sollen

4. Material- & Aufbauvergleich (Innenputz)

KriteriumGipsputzKalkzementputz
Untergrund VorbereitungTiefgrundPutzgrund / Haftbrücke
Schichtdicke10–15 mm10–20 mm
Härteweich–mittelhart
Feuchtebeständigkeitgeringhoch
Diffusionsoffenheitgutsehr gut
Kapillaraktivitätgeringhoch
OberflächenqualitätQ2–Q4 sehr gutQ2–Q3 gut, Q4 nur mit Spachtel
Bad geeignet?NeinJa
Rissanfällig?gering–mittelsehr gering

5. Muss man Kleber, Vorspritzer oder Haftbrücke verwenden?

Auf Porenbeton immer notwendig:

1. Grundierung / Putzgrund

  • Reguliert die starke Saugfähigkeit
  • Gleichmäßige Trocknung
  • Verhindert Verbrennen des Putzes
  • Bessere Haftung

2. Gewebeeinlage (Armierungsgewebe)

Empfohlen auf:

  • großen Wandflächen
  • Wand-/Deckenanschlüssen
  • Fensternischen
  • Porenbeton generell

3. Oberputz / Endbeschichtung

Je nach System:

  • Gipsputz: direkt streichfähig
  • Kalkzement: feiner Reibeputz 1–2 mm oder Glätteputz

6. Diffusionsoffenheit & Feuchteregulierung im Detail

Gipsputz:

  • nimmt Feuchte auf, aber langsamer
  • gibt Feuchte weniger schnell ab
  • weniger kapillar aktiv
  • ausreichend diffusionsoffen für Wohnräume

Kalkzement:

  • sehr gute kapillare Rücktrocknung
  • ideal für feuchtebelastete Räume
  • verbessert Raumklima (Silikatfarbe empfohlen)

7. Was passt besser zu Porenbeton?

Für Wohnräume (Schlafzimmer, Kinderzimmer, Wohnen): → Gipsputz

  • angenehm warm
  • sehr glatt
  • ideal für hochwertige Oberflächen

Für Bad, Keller, Technikraum, Eingang: → Kalkzementputz

  • robust
  • feuchtebeständig
  • rissstabil
  • schimmelhemmend

Für einheitliche Oberfläche im ganzen Haus: → Kalkzement + Feinputz

Wenn du überall denselben Putz willst und Robustheit + Feuchteregulierung im Vordergrund stehen → Kalkzement ist das langlebigere System.


Fazit

Auf einer Porenbetonwand funktionieren sowohl Gipsputz als auch Kalkzementputz – aber sie haben unterschiedliche Stärken:

  • Gipsputz: glatt, wohnlich, ideal für trockene Innenräume.
  • Kalkzementputz: feuchtebeständig, robust, sehr diffusionsoffen, ideal für Bäder und belastete Bereiche.

Für die meisten Einfamilienhäuser ergibt sich ein sinnvolles Schema:

  • Wohnräume → Gipsputz
  • Feuchträume & Nutzräume → Kalkzementputz

Wer maximale Langlebigkeit, Schimmelresistenz und ein ausgewogenes Raumklima möchte, fährt mit Kalkzementputz auf Porenbeton meist am sichersten – auch wenn die Oberfläche etwas mehr Nacharbeit erfordert.